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Das Ende der Sowjetunion

Frühjahr 1991: Die Krise spitzt sich zu: Die Krise in der Sowjetunion nahm im weiteren Verlauf des Jahres 1991 ein immer grösseres Ausmass an: Die Versorgungslage nahm immer verheerendere Folgen an, es fehlte an notwendigen Lebensmitteln und in den Kohlenrevieren brach eine grosse Streikwelle aus, die den wirtschaftlichen Niedergang der Sowjetunion beschleunigte. Ausserdem mündeten die Nationalitätenkonflikte im Kaukasus in einen offenen Krieg. Anfangs 1991 forderten die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen erneut die Wiederherstellung der alten Unabhängigkeit. Inzwischen formierten sich auch in vielen anderen Unionsrepubliken politische Kräfte, die die Loslösung von der Moskauer Zentrale anstrebten. Denn für sie stellten Gorbatschows Wirtschaftspläne längst kein glaubwürdiger Reformansatz mehr dar, musste doch Gorbatschow bei der Durchführung seiner Reformen ständig Rücksicht auf die konservativen Kräfte nehmen. Hingegen sahen sie in der Rückkehr zur nationalen Tradition bessere Chancen für einen Neuanfang.

Nachdem in Lettland und Litauen sowjetische Militäreinheiten gegen demonstrierende Zivilisten vorgegangen waren, fanden die demokratischen Bewegungen in der Person Boris Jelzin einen neuen Hoffnungsträger. In aller Öffentlichkeit brandmarkte er das gewaltsame Vorgehen und anerkannte die Souveränität der drei baltischen Staaten im Namen der Russischen Republik. Im Gegensatz zu Gorbatschow hatte sich Jelzin offen vom Leninismus distanziert und einen raschen Übergang zur Marktwirtschaft gefordert. Während Jelzins Popularität allmählich anstieg, verlor Gorbatschow seinen Rückhalt bei der Bevölkerung gänzlich. Aufgrund seiner Beliebtheit, die hauptsächlich auf seiner liberalen Haltung und seinem Kampf gegen den Zentralismus zurückzuführen war, gewann Boris Jelzin im Juni 1991 die ersten freien demokratischen Präsidentschaftswahlen der Russischen Republik.

Lebensmittelverkauf
 
Lebensmittelverkauf in Moskau.

Da sich die Sowjetunion seit Anfang 1991 auf eine allumfassende Krise zu bewegte und sowohl eine Rückkehr zur Diktatur als auch ein Zerfall des Vielvölkerstaates im Bereich des Möglichen lagen, versuchte Gorbatschow im Sommer 1991, diesen Auflösungsprozess aufzuhalten. Er schlug einen Unionsvertrag vor, wonach die alte Sowjetunion in eine "Union Souveräner Staaten"1 transformiert werden sollte. Die Umsetzung dieses Plans hätte aber das Ende der zentralistischen Herrschaft sowie des mächtigen Parteiapparates in Moskau bedeutet.2

Der gescheiterte Putsch der Konservativen: Noch bevor es zur Unterzeichnung des neuen Unionsvertrages gekommen war, unternahmen am 19. August 1991 konservative Kräfte unter der Führung von Politikern und Militärs einen Putsch. Während sie Gorbatschow auf der Krim unter Arrest stellten, liessen sie Moskau von Einheiten der Roten Armee besetzen und das Parlamentsgebäude mit Panzern umstellen. Auf diese Weise versuchten sie, "die alten Machtstrukturen in der Sowjetunion wiederherzustellen und die Herrschaft des Parteiapparates zu sichern."3

Boris Jelzin forderte die Bevölkerung umgehend zum offenen Widerstand gegen die Putschisten und zum Generalstreik auf. Daraufhin brachten Tausende von Zivilisten und Teile des Militärs ihren Unmut über die Verfechter der harten Linie zum Ausdruck, indem sie gegen die bevorstehende Diktatur demonstrierten und somit bestätigten, dass Glasnost Spuren an ihnen hinterlassen hatte. Angesichts des breiten Widerstandes gaben die Putschisten ihr Vorhaben nach zwei Tagen auf.

Auch wenn Gorbatschow nach dem gescheiterten Putsch nochmals in sein Amt als Präsident der UdSSR zurückkehren konnte, zeichnete sich das Ende seiner politischen Karriere bereits ab. Sobald Jelzin die Tätigkeit der KPdSU in Russland verbot, trat Gorbatschow als Generalsekretär der Partei zurück und mit ihm die gesamte Unionsregierung.4

Von der Sowjetunion zur GUS: Bereits im Sommer 1991 wurden Estland, Lettland und Litauen weltweit als souveräne Staaten anerkannt und auch die Russische Republik, die Ukraine sowie weitere Republiken gaben ihren eigenen Gesetzen den Vorrang gegenüber dem Unionsrecht. Wiederum bemühte sich Gorbatschow, den Auflösungsprozess durch eine neue Föderationsverfassung aufzuhalten, aber auch dieser Versuch scheiterte.5

In den folgenden Monaten erreichte der Auflösungsprozess der UdSSR seine letzte Phase. Am 5. September 1991 beschloss der Kongress der Volksdeputierten die Umwandlung der stark zentralistisch geprägten UdSSR in einen föderalistischen "Bund unabhängiger Republiken"6. Dazu sollte ein Oberster Sowjet als parlamentarisches Organ, ein Rat der Republiken und ein gemeinsamer Staatsrat geschaffen werden.

Am 8. Dezember trafen die Russische Republik, die Ukraine und Weissrussland den Entschluss, eine "Gemeinschaft Unabhängiger Staaten"7 zu gründen. Zu den drei slawischen Staaten stiessen noch acht weitere Republiken: Aserbaidschan, Usbekistan, Turkmenistan, Tadschikistan, Kirgistan, Armenien, Kasachstan und Moldawien. Die offizielle Gründung der GUS erfolgte am 21. Dezember in der kasachischen Hauptstadt Alma Ata. Gleichzeitig setzten die elf der insgesamt fünfzehn Republiken den sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow ab. Dieser gab seinen Rücktritt am 25. Dezember bekannt.8

Als am 31. Dezember 1991 die rote Fahne mit Hammer und Sichel vom Dach des Kremls in Moskau eingeholt wurde, hörte die Sowjetunion auf zu existieren.9

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Quellenverzeichnis

1 Schwarzrock, Götz (Redaktion), Geschichtsbuch, Die Menschen und ihre Geschichten in Darstellung und Dokumentation, Ergänzungsheft, Das Ende der Nachkriegsepoche, Cornelsen Verlag, Frankfurt am Main 1992, S. 13back #1
2 Schwarzrock, Götz, S. 13back #2
3 Schwarzrock, Götz, S. 13back #3
4 Schwarzrock, Götz, S. 13-14back #4
5 Schwarzrock, Götz, S. 14back #5
6 Digital Publishing, Das 20. Jahrhundert, 1968-1996, Digital Publishing, München 1996, GUS gegründetback #6
7 Digital Publishing, GUS gegründetback #7
8 Digital Publishing, GUS gegründetback #8
9 Schwarzrock, Götz, S. 14back #9
  

Links zum Thema

1.

Nationalitätenkonflikt in Berg-Karabach
Ursachen, Konfliktparteien und ihre Ziele, Verlauf, Folgen und Lösungsansätze.
URL: http://www.hls.sha.bw.schule.de/konflikt/berg/berg.htm

2.

Boris Jelzin: Der Präsident grosser Hoffnungen und Enttäuschungen
Ein Porträt über Boris Jelzin.
URL: http://www.welt.de/daten/1999/05/15/0515fo66354.htx

3.

Dokumente zu den Entwicklungen...
...in Russland und den GUS-Staaten.
URL: http://www.dgap.org/IP/ip9810/dokumentation.htm

4.

Aspekte zum Zusammenbruch der Sowjetunion
Wirtschaft, Schwächen und Folgen des politischen Systems, Perestroika und Glasnost, Aufbruch in die Nationalitäten.
URL: http://www.hausarbeiten.de/archiv/politologie/pol-suzus.shtml

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