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Der
Koreakrieg
Die Situation in Asien änderte sich schlagartig, als die Sowjetunion infolge der Berlinkrise (1948/1949) und des Sieges der Kommunisten in China (1949) das Schwergewicht ihrer Aussenpolitik in den Fernen Osten verlagerte.1 Der Koreakrieg brach am Morgen des 25. Juni 1950 aus, als das mit der Sowjetunion verbündete Nordkorea die Demarkationslinie am 38. Breitengrad überschritt und in Südkorea einmarschierte. Obwohl der US-Nachrichtendienst wiederholt gemeldet hatte, dass die Armee Nordkoreas stark aufrüste, rechnete niemand mit diesem Angriff, welcher bis heute ungeklärt blieb. Es gibt im Wesentlichen aber drei Theorien: Eine Theorie besagt, dass King Il Sung das Regime Syngman Rhees stürzen und somit eine Einigung des Landes herbeiführen wollte. Weil Nordkorea überlegen war und Korea nicht im Interessensbereich der USA lag, schien dieses Unterfangen nur wenige Risiken in sich zu bergen. Bei dieser Theorie, die als nicht unwahrscheinlich gilt, wäre auch mit einem möglichen Einverständnis Stalins und Mao Tse-tungs zu rechnen. Eine zweite Theorie besagt, dass Syngman Rhee, der Führer Südkoreas, den Angriff provoziert habe, damit die USA eingreifen und Korea vom Süden her unter seine Herrschaft bringen müssten. Weiter würde den USA die Möglichkeit offen stehen, sich am Sieg Mao Tse-tungs in China zu rächen und mit dem Weltkommunismus abzurechnen. Dennoch erscheint diese Theorie als eher unwahrscheinlich, da die USA einige Mühe bekundeten und Truman den Krieg auf Korea beschränken wollte. Eine dritte Theorie geht davon aus, dass das Ganze von Moskau aus geplant gewesen war und Stalin die USA in Asien beschäftigen wollte. Dies mit dem Ziel, der Sowjetunion in Europa Raum zu verschaffen. Nordkorea und China sollten demnach im Auftrag Stalins gehandelt haben, um so die Kräfte der USA zu verzetteln und die eigenen zu schonen.2 Sicher hingegen ist, dass der Angriff für die USA völlig überraschend kam und diese vor unerwartete Probleme stellte. Militärisch war man auf so eine Situation überhaupt nicht vorbereitet. Die USA hatte ihre Armee bis 1948 auf knapp eine halbe Million Mann reduziert. Man war der Ansicht, der nächste Krieg werde der Dritte Weltkrieg sein, welcher mit einer mit Atomwaffen ausgerüsteten Langstrecken-Luftflotte geführt werde. Landstreitkräfte schienen unter solchen Voraussetzungen nebensächlich. Angesichts dieser brisanten Lage waren die USA nun gefordert, denn "1950 konnten sie sowenig wie im Falle Westberlins, zulassen, dass ihr persönlicher Schützling Südkorea dem kommunistischen Imperium anheimfalle."4 Die USA engagierte sich auch sofort im Sinne einer Lösung des Konfliktes. Schon am 27. Juni 1950 verabschiedete der UN-Sicherheitsrat eine Resolution, die von den USA eingebracht worden war. Die Resolution, die der Sicherheitsrat ohne Beteiligung der Sowjetunion verabschiedet hatte, beinhaltete militärische Sanktionen in Form von UN-Streitkräften gegen Nordkorea, wobei die USA weitaus am meisten Truppen bereitstellten. Der Oberbefehl über die UN-Streitkräfte wurde dem amerikanischen General Mac Arthur übertragen. Das Eingreifen der USA und 18 weiterer UN-Mitgliedstaaten stellte sogleich auch den ersten militärischen Einsatz gegen einen Aggressor der UN dar.
Der Krieg hinterliess zwei völlig zerstörte Staaten und hatte riesige Verluste auf der Seite der Koreaner gefordert. Dies aufgrund der von General Mac Arthur angewandten Taktik der massiven Bombardierung.7 Korea blieb nach dem Krieg weiterhin geteilt. Nordkorea erholte sich von den Kriegsschäden unter der Regierung King Il Sungs und seiner Partei nur langsam. In Südkorea hingegen setzte aufgrund des US-Einflusses eine starke Industrialisierung verbunden mit schweren sozialen und politischen Erschütterungen ein. Den eigentlichen Erfolg im Koreakrieg konnte die junge Volksrepublik China verbuchen. Dies sowohl militärisch als auch politisch. Politisch, weil kein vereinigtes Korea in Abhängigkeit der USA oder der Sowjetunion entstand. Militärisch, weil es ihnen gelungen war, die Armee der Vereinten Nationen wieder zurückzuschlagen.8 Ausserdem gelang es China bereits im Oktober 1950, im Schatten des Krieges ihre Herrschaft über Tibet wiederherzustellen, was auf westliche Proteste stiess. Diese Umstände und auch das amerikanische Vorgehen im Koreakrieg veranlassten Mao Tse-tung, sich näher an die Sowjetunion anzulehnen. Verschiedene Verträge zwischen China und der Sowjetunion, "die die Wiederherstellung der chinesischen Herrschaft über die Mandschurei und Sinkiang und die Rückgabe von Port Arthur beinhalteten"9, resultierten daraus. Förderlich für die Anlehnung an die Sowjetunion wirkte die Tatsache, dass die USA die Volksrepublik China bis 1971 nicht anerkannten und eine Aufnahme Chinas in die UNO verweigerten.10 Mit dem Ende des Koreakrieges war der Sowjetunion klar geworden, dass dem Kommunismus nun auch in Asien deutliche Grenzen gesetzt wurden. Zusätzlich kam es trotz des verstärkten Anlehnen Chinas an die UdSSR zu ersten Reibungen mit der Volksrepublik. Diese kamen durch das sehr selbstbewusste Auftreten Chinas im Koreakonflikt zustande.11 Für die USA lag der Erfolg darin, dass sie eine kommunistische Aggression im Auftrag der UNO eingedämmt und ihren Status im Fernen Osten wiederherstellen konnten. Dies mit der Unterstützung 18 weiterer UN-Mitgliedstaaten und getragen von den Sympathien grosser Teile der Weltöffentlichkeit.12 Weiter bedeutete das Ende des Koreakrieges für die USA auch das endgültige Ende der Zeit des Isolationismus. Die USA rüsteten zum ersten Mal nach einem Krieg nicht ab. Zudem verstärkten sie ihr Engagement in Asien, so wurde 1954 die SEATO gegründet.13 In den USA wurde Präsident Truman durch den ehemaligen Weltkriegsgeneral Eisenhower an der Spitze abgelöst. Zu der antikommunistischen Hysterie, die Truman zu Fall brachte, kam mit Eisenhower und dem Aussenminister Dulles eine verstärkt antikommunistische Aussenpolitik hinzu, die über die Eindämmungspolitik hinaus ging und langfristig "ein Zurückdrängen des sowjetischen Einflusses anstrebte."14 International setzte ein Rüstungswettlauf ein, wie noch nie zuvor; "...eine bis dahin nicht übliche Militarisierung aller Politik..., die Aufrechterhaltung praktisch permanenter Teilmobilisierung..."15 In Westeuropa nahmen die Bemühungen zu einem Zusammenschluss und zur militärischen Verteidigung zu. Eine mögliche Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland stiess nur noch auf geringen Widerstand. Das eigentliche Wettrüsten nahm seinen Anfang.16
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